„Was ist Ihr Statussymbol als Unternehmerin?“ Diese Frage stellte der Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW) Region Köln/Rhein-Erft-Kreis seinen Mitgliedern – und stieß damit auf breite Resonanz. Das von einer Jury ausgewählte beste Statement lieferte unsere Geschäftsführerin Alexandra Evers. DIE WIRTSCHAFT hat mit ihr über ihre Motivation gesprochen.
DIE WIRTSCHAFT: Frau Evers, seit wann sind Sie Mitglied im BVMW?
Alexandra Evers: Seit einem Jahr sind wir Mitglied im BVMW, seit Anfang des Jahres habe ich die Leitung des Sharepoints Gesundheit übernommen. Mit diesem Sharepoint möchte ich den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen.
Denn seine Gesundheit und sein Wohlbefinden sind nötige Komponenten für wirtschaftlichen Erfolg.
DIE WIRTSCHAFT: Was hat Sie bewogen, dem BVMW beizutreten?
Alexandra Evers: In meinen Augen ist der BVMW ein wichtiger Unterstützer für den Mittelstand in Deutschland und hat mit Margit Schmitz eine Frau an der Spitze
der Wirtschaftsregion Köln / Rhein- Erft-Kreis, die mit viel Leidenschaft und Expertise Menschen, Unternehmer und den Mittelstand vernetzt.
DIE WIRTSCHAFT: Sie sind studierte Diplom-Kauffrau, waren als Unternehmensberaterin erfolgreich und sind nun Geschäftsführerin von WirbelDOC, einem Zentrum für Naturheilkunde und Amerikanische
Chiropraktik. Was genau macht der WirbelDOC?
Alexandra Evers: Richtig. Ich habe nach meinem Studium als Unternehmensberaterin gearbeitet, bis ich leider an ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom) erkrankt bin. Diese Erkrankung kann man sich wie eine Dauergrippe vorstellen mit ständigen Schmerzen und multiplen Symptomen, ausgelöst(wahrscheinlich) durch einen Virusinfekt.
Leider ist diese Erkrankung nur sehr wenig erforscht. Doch gemeinsam haben alle Erkrankten eine Störung im Energiestoffwechsel, das bedeutet einen starken Energieverlust nach Anstrengung sowie keine Erholung bzw. Regeneration in Ruhephasen bis hin zur Bewegungsunfähigkeit.
Diese Erkrankung findet zurzeit etwas mehr Aufmerksamkeit aufgrund von „Long Covid“, da sie ähnliche Symptome aufweisen. So schlimm diese Erkrankung ist, so sehr hoffe ich, dass dadurch mehr Forschungsgelder bewilligt werden und die ca. 250.000 Erkrankten in Deutschland endlich Therapien seitens der Krankenkassen erhalten und bezahlt bekommen.
Vor acht Jahren hat mich dann meine Schwester Miriam Höfel-Evers als Medizin- Ökonomin gefragt, ob ich ihr helfe, eine Praxis für Amerikanische Chiropraktik zu gründen, denn sie war bereits damals überzeugt, dass die Heilung unseres Körpers über die Prävention, Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen des Muskel- und Gelenkapparats geht.
Denn die Chiropraktik beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen der Biodynamik der Wirbelsäule und dem Nervensystem sowie dem Einfluss des Nervensystems und des Gehirns auf die Funktionen und die Gesundheit des Körpers. Ich habe meine Schwester bei der Gründung des Unternehmens von Beginn an beraten und bin während der Gründungsphase in das Projekt mit reingerutscht, wurde Inhaberin
und Geschäftsführerin.
Damit begann auch meine Genesung. Das Therapeutenteam und ich haben international nach immer neuen Studien und Therapieansätzen geforscht und diese Erkenntnisse dann für die Therapien in unserer Praxis adaptiert.
Ein Beispiel: Viele an ME/CFS Erkrankte haben eine instabile HWS (Halswirbelsäule). In den USA lassen sich immer mehr Erkrankte die HWS in einer Operation versteifen. Wir dagegen haben in unserer Praxis ein Jahr lang meine instabile HWS jeden Tag chiropraktisch justiert. Das hat zu einer signifikanten Verbesserung des Energiestoffwechsels geführt. Heute fühle ich mich gesund.
DIE WIRTSCHAFT: Das Thema ist alt, aber immer noch von Belang: Frauen in
Führungspositionen. Wo stehen wir da, und wo sollten wir längst sein?
Alexandra Evers: Frauen in Führungspositionen sind wichtig, denn sie bringen einen ganz anderen Blick auf die Dinge mit. Ein Blick, der für die Zukunft der Unternehmen immer wichtiger wird in einem Zeitalter der Nachhaltigkeit, Resilienz und Achtsamkeit und vor allem eines neuen Gesundheitsbewusstseins.
Unternehmen, die bereits eine ausgeglichene Führungsetage haben, sind die mit dem nötigen Weitblick. Sie sind Unternehmen, die in den Rankings der Mitarbeiterzufriedenheit, der Nachhaltigkeit und der sozialen Gerechtigkeit ganz oben platziert sind und dabei trotzdem oder gerade deswegen wirtschaftlich erfolgreich sind.
DIE WIRTSCHAFT: Ist das Gendersternchen, also dass auch wir Journalisten jetzt zum Beispiel Gärtner*innen schreiben sollten, nicht ein Schritt zurück?
Alexandra Evers: Ich kann die Diskussion nicht ganz verstehen. Die deutsche Sprache enthält nun mal ein generisches Maskulinum, vor allem im Singular. Im Plural hingegen wird das weibliche „sie“ verwendet.
Somit ist meiner Meinung nach, ein wunderbarer Ausgleich gegeben. Doch wahrscheinlich ist diese Diskussion vonnöten, wie alle „Extreme“ vonnöten sind, damit es schlussendlich sich in der Mitte, im Maß, einpendelt.
Ich freue mich schon, wenn diese Diskussionen nicht mehr nötig sind und es zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
DIE WIRTSCHAFT: Inwieweit ist Ihr Unternehmen von der Coronapandemie
betroffen?
Alexandra Evers: Natürlich sind alle von der Corona-Situation betroffen, die einen
mehr, die anderen weniger. Deshalb übernehmen wir Verantwortung und sind für unsere Patienten da. Wir haben seit Beginn unsere telefonische Erreichbarkeit auf 24/7 erhöht.
So war es uns möglich, Patienten mit akuten Schmerzen jederzeit innerhalb der nächsten 48 Stunden terminlich unterzubringen oder zumindest mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen. Unser Team ist unermüdlich für die Patienten da, und zwar immer mit viel Einfühlvermögen und einem Lächeln auf den Lippen, egal ob wir am Tag mehrmals den kompletten Terminplaner umwerfen müssen oder kreativ
in der Handhabe der Patienten sein dürfen.
DIE WIRTSCHAFT: Wie finden Sie die Kampagne #SiehatdasWort?
Alexandra Evers: Ich finde es toll, welche neuen Kampagnen, Formate und Veranstaltungen sich der BVMW im Moment ausdenkt und implementiert. #SiehatDasWort fand ich direkt großartig. Die Möglichkeit, im Netzwerk mal nur mit Frauen ein Thema aus dem Unternehmertum zu diskutieren, ist für mich eine schöne und wertvolle Bereicherung. Die meisten Unternehmer sind ja immer noch eher Männer. Ihre Sicht ist mir wichtig.
Doch manchmal freue ich mich einfach, auch mal die geballte Frauenkompetenz zu erhalten. Nur mit beiden Sichtweisen kann ich meinen eigenen Horizont erweitern und Entscheidungen für die Zukunft treffen.
DIE WIRTSCHAFT: Waren Sie überrascht, dass Sie aus dem ersten Pitch als Siegerin hervorgegangen sind?
Alexandra Evers: Ja, das war ich wohl. Doch es freut mich umso mehr, dass mein „Statussymbol“ honoriert wurde: „Health is the new wealth“. Gerade die Gegenwart zeigt uns, wie wichtig Gesundheit ist und dass ohne Gesundheit alles nichts ist.
Deshalb ist mein Ziel, Menschen ein größeres Verständnis für ihre eigene Gesundheit zu vermitteln. Wir müssen wieder lernen, auf unseren körpereigenen Instinkt zu vertrauen, Stoffwechselprozesse im Körper zu verstehen (ich bin, was ich esse), Regeneration zu erlernen, weg vom ständigen Leistungsprinzip hin zu einem Leben, welches wieder mit dem natürlichen Biorhythmus und der Natur im Einklang lebt – und dennoch in der Moderne lebt.
DIE WIRTSCHAFT: Sie sitzen direkt am Neumarkt, sind auch Mitglied der IG Neumarkt. Wie zufrieden sind Sie mit Köln, gibt es einen besonderen Aufreger? Was muss besser werden?
Alexandra Evers: Ich bin im Oktober 2020 zur Vorsitzenden der IG Neumarkt e. V. gewählt worden, nachdem ich bereits vier Jahre Vorstandsmitglied und Gründungsmitglied der Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt e. V. war. Beide Vereine, die sehr eng zusammenarbeiten, haben sich zum Ziel gesetzt, den Neumarkt wieder zu dem zu machen, was er sein sollte: das Tor zum Herzen der Stadt.
Ein Tor, welches leider von der Stadt in den letzten Jahren völlig vernachlässigt wurde. Ziel sollte vielmehr sein, einen l(i)ebenswerten Platz bzw. ein Viertel zu schaffen, welches ein Miteinander von Einkaufsmeile, Geschäften, Praxen und Unternehmen sowie von Anwohnern, Eigentümern, Reisenden und Pendlern, Schülern und Studenten, Kirchengemeinde und sozialen Projekten in Einklang bringt. Der Neumarkt sollte zum Aushängeschild der Stadt werden und nicht als trauriges Negativbeispiel dienen.